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Sind wir vielleicht doch Klima- und Energiewender?

Ist es tatsächlich so, dass man mit Klimawandel als Kernbotschaft heute keine Wahl mehr gewinnen kann (O-Ton der Grünen Partei Deutschland vor der Bundestagswahl 2017)? Für mich klang das damals schon ziemlich surreal, spürte ich doch die Relevanz im Bewusstsein vieler Menschen. So hielt ich diese Aussage für eine strategische Fehleinschätzung. Jetzt, nachdem der gefühlt heißeste und trockendste Sommer seit der Wetteraufzeichnung langsam vorbei ist - in dem auch der Wald um Berlin auf beängstigende Weise Feuer fing - wundere ich mich umso mehr über grüne und andere (Partei-)Programme in unserem Land.

Bestätigt sehe ich mich in dem Zusammenhang durch das KfW-Energiewendebarometer 2018 im Anhang dieses Artikels. Darin wurden insgesamt 4.000 Haushalte in Deutschland zu unterschiedlichen Themen der Nachhaltigkeit befragt. Erstaunlich, dass rund "ein Drittel (34 %) der befragten Haushalte der Ansicht sind, sie selbst müssten den größten Beitrag leisten, damit die Ziele der Energiewende erreicht werden" (Seite 2 des PDF). 23 Prozent von ihnen beteiligen sich nach eigener Aussage bereits aktiv an der Energiewende, indem grüne Technologien im Haushalt zur Anwendung kommen. 90 Prozent der Haushalte sprechen sich gar pauschal für die Energiewende aus. Interessant, dass sich vor allem die Landbevölkerung so positiv zu nachhaltigem Denken & Handeln positioniert, während Defizite vor allem bei Großstädtern zu bemerken ist.

Diesen Defiziten im urbanen Raum möchte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin entgegenwirken. Dazu hatte ich bereits vom Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) gesprochen [Blogartikel vom 24.04.2018] Nun geht es seit September in die Umsetzung des BEK. Auf der entsprechenden Website können die Bezirksverwaltungen Berlins nun Mittel zur Finanzierung von Klimaschutz-Projekten beantragen.

Zudem gibt es nun auch ein Digitales Monitoring- und Informationssystem für das BEK (diBEK), mit dem die Umsetzung und Wirksamkeit der Maßnahmen zum Klimaschutz überprüft und dargestellt wird. Hier werden die Maßnahmen vorgestellt, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Im Bereich der Gebäude wird eine Strategie aus drei Teilen verfolgt, die neben einer Erhöhung der Sanierungsreate von 2% und Jahr auch die Anlageneffizienz von Heizungen und erhöhte Neubaustandards fordert. Neben der Förderung von Mieterstrommodellen [Blogartikel vom 10.04.2018] soll - man höre und staune - auch die Reduzierung des Wohnflächenbedarfes pro Kopf verfolgt werden.

Daneben gibt es auf der diBEK Site aber auch Daten und Fakten zum Stand der Nachhaltigkeit der Stadt (CO2 Verbrauch pro Kopf von 5,84 t pro Jahr; Besiedlungsdichte, etc.), zu ihren unterschiedlich nachhaltigen Verkehrsmitteln (derzeit 894 angemeldete, elektrische PKWs in Berlin), aber auch zur aktuellen Einwohnerzahl Berlins von 3,67 Mio inkl. Bevölkerungs-Wachstumsprognosen...

Am Beispiel des KfW Reports und dem BEK sieht man: Der Wille bei vielen ist (doch) da. Es sollten jetzt jedoch parteiübergreifend die Weichen zur Zielerreichung der CO² Emissionen 2030 gestellt werden, um die Partizipationsmöglichkeit der Menschen zu ermöglichen!

Denn man bedenke: Um die Pariser Klimaziele´30 zu erreichen müssen wir sektorübergreifend in 12 Jahren so viel CO2 einsparen, wie der gesamte Gebäudebestand in Deutschland derzeit ausstößt!

Wo wir derzeit stehen, ist im dena Gebäudereport 2018 hier zu sehen.

Ihr

Benjamin Holtz

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